Manche Radwege enden „im Nichts“
Infrastruktur für Radverkehr verbessern:
Neue Ortsgruppen sollen den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub schlagkräftiger machen
Quelle: Rhein-Neckar Zeitung
Von Stephan Kraus-Vierling
Rhein-Neckar. Durch neue Ortsgruppen in der Metropolregion will der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) Rhein-Neckar direkter und schneller Verbesserungen für den Radverkehr auf lokaler Ebene erreichen. Neben den schon bestehenden Gruppen in Weinheim und Wiesloch/Walldorf und den noch im Spätjahr folgenden in Sinsheim, Schwetzingen und Heidelberg soll sich im Frühjahr 2022 auch eine Gruppe „Unterer Neckar“ gründen.
Auf einer geführten Tour durch die vier Neckar-Gemeinden Edingen-Neckarhausen, Ilvesheim, Ladenburg und Dossenheim/Schwabenheimer Hof lernten sich interessierte Mitglieder aus diesen Orten kennen und tauschten sich über die persönliche Motivation sowie die Zielsetzung der geplanten Gruppe aus.
Die Route der eineinhalbstündigen Fahrt wurde von Guido Siekmann erstellt. Der Ilvesheimer ist zertifizierter Tourguide und ein erfahrener Leiter von ADFC-Ausfahrten durch die Region. Die inhaltliche Leitung nebst Informationen über die geplante Ortgruppen-Gründung(en) hatte Michael Fröhlich, Geschäftsführer des knapp 2000 Mitglieder zählenden ADFC „Rhein-Neckar“. Beim Start am Neckarhäuser Schloss freute sich Fröhlich über die Teilnahme von immerhin neun Interessierten bei dieser ersten „Sondierung“, wobei Edingen-Neckarhausen am stärksten vertreten war.
Über den alten Weg durch die Ilvesheimer „Neckarplatten“-Siedlung ging es nach Seckenheim und dort über die Brücke nach Ilvesheim. Unterwegs wurden im Vorbeifahren diverse Mängel an der Infrastruktur für den Radverkehr angesprochen. Seien es viel zu hohe Randsteine bei Einmündungen, gefährliche Querungsstellen oder abrupt „im Nichts“ endende Radwege.
Zwischen Ilvesheim und Ladenburg strampelte man auf der künftigen Route des Radschnellwegs Heidelberg-Mannheim direkt am Seitenkanal-Ufer entlang. Bislang nur ein schmaler Trampel- und Schotterpfad, dessen Ausbau im Rahmen des Landes-„Leuchtturmprojekts“ vor Ort allerdings umstritten ist.
Vor Ladenburg passierte die Gruppe die Querungsstelle der künftigen Neckarbrücke (L 597 neu), an die angedockt besagter Schnellweg die Flussseite wechseln wird. Am Ladenburger Wasserturm und der Fährstelle vorbei lief die Tour dann auf dem reizvollen Neckarweg bis zum Ziel auf dem Schwabenheimer Hof. Diesem Weiler mit der historischen Schiffsreiter-Gasthaus „Zum Anker“ verdankt Dossenheim seine Lage am Fluss – und somit die Zugehörigkeit zur künftigen ADFC-Gruppe „Unterer Neckar“. Bei der abschließenden Gesprächsrunde im „Anker“-Biergarten erläuterte Michael Fröhlich zunächst die Struktur der Kreisgruppe „Rhein-Neckar“ sowie die Intention der Ortsgruppen-Gründungen.
„Vor Ort soll mehr passieren“, skizzierte er, die lokalen Gruppen seien einfach näher am Geschehen in ihren Gemeinden dran und könnten sich direkter einsetzen. Dadurch erhoffe sich der ADFC Rhein-Neckar ein effektiveres Arbeiten „in die Breite“. Ganz unterschiedlich waren die Interessensgründe der Mitglieder. Ein Ladenburger nannte sowohl die Förderung überregionaler Radwege, die Verbesserung lokaler Infrastruktur wie auch die Geselligkeit bei ADFC-Treffs und -Fahrten.
Vor allem um Letztere geht es auch einer Radlerin aus Dossenheim, aber, wie sie bat, nicht zu schnell und zu sportlich. Tourguide Guido Siekmann, der „versucht, alles per Fahrrad zu erledigen“, beklagte speziell die „katastrophale Infrastruktur für Lastenräder“. Dem schloss sich ein junger Radbegeisterter aus Edingen mit genereller Kritik an: „Die Mobilitätswende ist in aller Munde, aber es passiert nix!“ Ein anderer Edinger, der sich seit Jahren auch für die Stärkung des Bahnverkehrs engagiert, will sich im ADFC gezielt auf bundespolitischer Ebene einsetzen. Für Januar ist nun ein weiteres Vorbereitungstreffen geplant; im Frühjahr soll die Ortsgruppe gegründet werden.