ADFC-Aktive am Radknotenpunkt Barbarasteg

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ADFC-Sprecher fordert gerechtere Aufteilung des Raums

Mehr Platz für Radler

Frank Weinreich erklärt im Interview, warum er und seine Mitstreiter trotz Problemen mehr Platz für Radler wollen.

 

Quelle: Rhein Neckar Zeitung vom 26.03.2022

Von Philipp Weber
Weinheim. Als der ADFC Weinheim im Herbst 2020 sein Konzept "Radnetz Woinem" vorstellte, herrschte Aufbruchsstimmung im Rolf-Engelbrecht-Haus. Eineinhalb Jahre später zieht Frank Weinreich im RNZ-Interview eine gemischte Bilanz. Auf der einen Seite sei ein konstruktiver Dialog mit der Stadtverwaltung entstanden, andererseits verhalte es sich mit strukturellen Änderungen im Stadtverkehr wie mit einem Felsbrocken: Wenn es Bewegung gibt, ist sie geprägt von Schwere und Langsamkeit. Als Sprecher des Allgemeinden Deutschen Fahrrad-Clubs in Weinheim und Umgebung vertritt Weinreich rund 200 Mitglieder.
Herr Weinreich, hält der ADFC Weinheim noch an seinem ambitionierten Konzept fest? Das Radnetz soll sich ja von 21 auf 40 Kilometer fast verdoppeln.
Wir sind nach wie vor überzeugt davon, dass es ein umfassendes Radnetz braucht. Der Radverkehrsanteil liegt in Weinheim deutlich unter dem Landesschnitt, und das hat strukturelle Gründe. Denn in der Öffentlichkeit erleben wir geradezu eine Renaissance des Radelns, was an den Möglichkeiten von E-Bikes, an den Diskussionen um klimafreundliche Mobilität und aktuell auch an der Pandemie liegt. Was den Dialog mit anderen Akteuren in der Stadt betrifft, sind wir ein großes Stück weit vorangekommen. Wir haben von mehreren Stadträten positive Rückmeldungen bekommen, der Jugendgemeinderat unterstützt unser Konzept, und beim städtischen Beteiligungsprojekt Zukunftswerkstatt spielt Mobilität eine große Rolle, wobei wir mit am Tisch sitzen.
Wie hat denn die Verwaltung Ihre Ideen aufgenommen?
Die Gespräche mit dem Stadtplanungsamt haben sich seither deutlich intensiviert. Wir führen eine angeregte, zum Teil aber auch kontroverse Diskussion. Die unterschiedlichen Sichtweisen liegen nicht in der Idee eines Radnetzes an sich begründet, sondern eher in der Umsetzung und den damit verbundenen städtebaulichen Maßnahmen. Wir haben lernen müssen, dass die dazugehörigen Planungsprozesse einen langen Vorlauf haben – und wir uns an einigen Stellen nicht durchsetzen können. Anderswo schon.
Können Sie Beispiele nennen?
Bei der Sanierung der Müllheimer Talstraße und der Burggasse sah man keine Chance, uns entgegenzukommen und mehr Platz für den Radverkehr zu schaffen. Die Anwohner bräuchten Möglichkeiten, ihre Autos abzustellen, hieß es. Optimistisch sind wir bei der Anbindung der Altstadt von Osten her, also vorbei an der Finkenburg und dann über Hutplatz sowie Mittelgasse. Hier könnte man über eine geänderte Verkehrsführung, die nur noch Anwohnerverkehr zulässt, viel erreichen. Auch der Suezkanalweg wäre so eine Stelle. Wir hoffen auch, dass wir für die Bahnhofstraße einen Denkprozess angestoßen haben. Dort müssten einige Parkplätze vor Geschäften weichen, wenn der Radverkehr auf dieser wichtigen Zufahrt in die Stadt sicher rollen soll.
Das klingt – gemessen an einem derart breit angelegten Konzept – nach eher überschaubaren Erfolgen.
Die Erfolge sind noch eher wenige, und ja, sie kommen nicht sofort. Es gibt zudem das durchaus nachvollziehbare Argument, dass Mobilität ja eines von vier Kernthemen der Zukunftswerkstatt ist, der man nicht vorgreifen will. Und bei den Radschnellwegen gibt es noch die überregionalen Planungen zu Routen zwischen Darmstadt und Heidelberg sowie Weinheim und Mannheim. Allerdings ziehen sich solche Entscheidungsprozesse über Jahre, und dann dauert es noch mal eine ganze Weile, bis geplant und schließlich gebaut wird.
Das hört sich nicht besonders zuversichtlich an.
Es ist schon ein schwerer Fels, der sich nur langsam bewegen lässt. Wir sind durchaus etwas enttäuscht. Aber wir lassen uns auf keinen Fall entmutigen. Es zeigt sich eben sehr deutlich, dass es gerade bei der Nutzung von Raum innerhalb der Stadt viele Begehrlichkeiten gibt. Ein großes Problem ist zum Beispiel, dass die Zahl der Autos in den letzten Jahrzehnten so stark angewachsen ist, dass diese oft gar nicht vorschriftsmäßig abgestellt werden können, was wiederum andere Verkehrsteilnehmer einschränkt. Meines Erachtens kapitulieren die Behörden hier ein Stück weit vor der Realität, wenn sie nicht konzeptionell gegensteuern.
Damit würde sich wohl kaum jemand Freunde machen. Viele Menschen sind auf ihre Autos angewiesen. Inhaber von Geschäften verweisen auf Kunden, die vor der Tür parken wollen.
Diese Argumente kann ich nicht zu 100 Prozent abstreiten, und es ist auch nicht unser Ziel, die Stadt komplett autofrei zu machen. Angesichts des zunehmend bedrohlichen Klimawandels brauchen wir aber eine Art von Ernährung sowie eine Form von Mobilität, die die Ressourcen schont. Für Letzteres besteht die unabdingbare Voraussetzung darin, dass wir eine gerechtere Aufteilung des innerstädtischen Raums hinbekommen. Dazu müssen wir die Stellung des nicht-motorisierten Verkehrs verbessern. Fahrräder stoßen ja nicht nur im Verkehr weniger CO2 aus als Autos, das gilt auch für die Herstellung. Übrigens: Wenn Innenstädte und Geschäfte sicher per Rad zu erreichen sind, kann das dem Einzelhandel sogar helfen.
 

Quelle: RNZ 26.03.2022


https://weinheim.adfc.de/pressemitteilung/adfc-sprecher-fordert-gerechtere-aufteilung-des-raums

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 190.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

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